Zwangsstörungen – wenn Zwänge das Leben einengen

Sie müssen vor dem Verlassen Ihrer Wohnung unzählige Male kontrollieren, ob Sie auch den Elektroherd ausgeschaltet haben. Nach dem Abschließen der Haustüre schauen Sie immer wieder nach, ob sie abgesperrt haben. Sie haben Angst, dass Sie durch das Ausgeben eines bestimmten Geldscheins, der die Seriennummer 27 enthält, ein schreckliches Unglück über die Menschheit bringen. Wenn Sie eine Türklinke berühren, müssen Sie sich 100 Mal die Hände waschen, weil Sie befürchten, sich mit AIDS infiziert zu haben. Sehen Sie ein Messer irgendwo herumliegen, flüchten Sie in Panik aus dem Raum, um damit nicht Ihr geliebtes Kind zu verletzen. Bestimmte Gedanken gehen Sie peinlich genau in einer festgelegten Reihenfolge durch, weil Sie sonst nicht ins Bett gehen können. Sie erleben qualvoll immer und immer wieder, dass Sie gezwungen sind, solche Gedanken zu denken und Handlungen durchzuführen, ohne sich dagegen wehren zu können. Zwangsstörungen bestehen meist aus oft wiederkehrenden Gedanken, Impulsen oder Bildern, welche quälenden Charakter haben und/oder aus vielfach wiederholten Handlungen. Nach neuerer Forschung leiden ca. 2 % der Bevölkerung unter diesem Symptombild, welches damit im Gegensatz zu früheren Auffassungen eine sehr häufige psychische Krankheitsform darstellt.

Der Teufelskreis der Zwänge

Betroffene kennen die Unsinnigkeit ihrer ständig wiederkehrenden Zwangshandlungen, Zwangsgedanken, bildhaften Vorstellungen, erschreckenden Impulse. Und trotzdem können sie sich irgendwann einmal nicht mehr gegen den inneren Druck wehren, den die Krankheit auf sie ausübt. Weil sie von Ängsten und Befürchtungen heimgesucht werden, z.B. einen Fehler gemacht zu haben, entwickeln sie eine massive körperliche Spannung, die sie durch endloses Kontrollieren abzubauen versuchen. Dies gelingt natürlich nur vorübergehend und ist dermaßen anstrengend, dass sie mehr und mehr dazu neigen, Situationen aus dem Weg zu gehen, in denen möglicherweise solche Gefühle und Gedanken auftreten. Dieses Vermeidungsverhalten weitet sich auf alle Lebensbereiche aus und am Ende wird der Handlungsspielraum derart eingeschränkt, dass die Krankheit das ganze Leben durchzieht. Der Zwangskranke versucht über lange Zeit seine Probleme gegenüber der Umwelt zu verheimlichen, weil er sich so sehr dafür schämt, bis dann die nächsten Bezugspersonen immer mehr in sein System mit einbezogen werden und hierdurch oft ungewollt die Symptomatik verstärken. Zum anderen führen die wiederholten Zwangshandlungen zunächst oft zu Streitigkeiten im Umfeld der Patienten und im weiteren Verlauf zu einer zunehmenden Isolation und Verkleinerung des Lebensradius.

Nicht jede zwanghafte Handlung ist bereits als Hinweis auf eine psychische Erkrankung zu verstehen. Manche erinnern eher an magische Rituale. So gibt es beispielsweise viele Menschen, die darauf warten, dass der Uhrzeiger direkt auf die halbe oder volle Stunde zeigt, bevor sie eine bestimmte Handlung ausführen. Andere zählen automatisch die Stufen, sobald sie eine Treppe hoch- oder hinuntergehen. Im Unterschied zum Erkrankten fühlen sie sich solchen Ritualen aber nicht ausgeliefert und könnten, sofern erforderlich, sofort davon ablassen.

Handelt es sich jedoch um mehr als um eine liebgewordene Gewohnheit, geht mit der Zwangshandlung oder den zwanghaften Gedanken zumeist ein wachsender Leidensdruck oder eine tiefe Scham einher. Eine Therapie ist dann ratsam.

Im MVZ Psychotherapie Westend in München bieten wir eine hoch effiziente Therapie für Betroffene von Zwangsstörungen an. Zwanghafte Handlungen lassen sich beispielsweise durch eine Verhaltenstherapie gut heilen oder zumindest auf ein erträgliches Maß reduzieren.

Schwerpunkt dieses therapeutischen Verfahrens ist die Konfrontation mit Situationen, in denen Sie für gewöhnlich die zwanghafte Handlung ausführen. Schritt für Schritt und in einem Ambiente, das Ihnen die Angst davor nimmt, auf die zwanghafte Handlung zu verzichten, lernen Sie, wie Sie diese Situation auch ohne das bisherige Verhalten aushalten können.

Äußert sich die Zwangsstörung eher in negativen Gedanken als in tatsächlichen Handlungen, wird die Verhaltenstherapie entsprechend angepasst. Quält Sie wie eingangs erwähnt die Sorge, Sie könnten schon beim Anblick eines Messers einen Kontrollverlust erleiden und jemanden damit verletzten? Dann lernen Sie in der Therapie, sich diesen Gedanken zu stellen, statt sie zu verdrängen oder wegzurationalisieren.

So erfahren Sie wieder und wieder, dass das, was Sie am meisten fürchten, nicht eintrifft. Was Sie zuvor schon ahnten, wird zur beruhigenden Gewissheit. Sie können Ihre Ängste loslassen und müssen Situationen, in denen die negativen Gedanken bisher auftraten, nicht mehr meiden.

Wie hoch der Therapieerfolg von Zwangsstörungen ist, hängt von den individuellen Voraussetzungen, der Dauer der Erkrankung und der Funktion ab, die ihr als Ersatzhandlung im Leben von Betroffenen zukommt. Im MVZ Psychotherapie Westend in München streben wir eine langfristige Heilung oder eine Symptomreduzierung an, die der Zwangsstörung das Bedrohliche und Beeinträchtigende nimmt.